Theorie vs. Praxis: Warum echte Vorbereitung zählt
Wenn ein Kind plötzlich völlig die Fassung verliert und ich mitten im Chaos stehe, weiss ich mir zwar zu helfen – doch oft frage ich mich, wie viel besser ich reagieren könnte, wenn ich im Studium darauf vorbereitet worden wäre. Oder wenn Eltern mir in einem Gespräch kritische Fragen stellen, meistere ich die Situation nach bestem Wissen und Gewissen, doch danach frage ich mich: Warum haben wir das nie wirklich gelernt? Warum werden wir an der PH nicht besser darauf vorbereitet?
Ich arbeite bereits einen Tag pro Woche als Lehrperson und befinde mich aktuell im 3. Semester meines Studiums an der Pädagogischen Hochschule. Diese Erfahrung im Klassenzimmer ist unglaublich wertvoll und zeigt mir, wie viel ich schon kann – aber auch, was mir noch fehlt. Im Studium wird viel Theorie vermittelt: Modelle, Konzepte und didaktische Grundlagen. Das hat seine Berechtigung, doch oft bleibt es zu abstrakt und praxisfern.
Was uns fehlt, sind Antworten auf die wirklich herausfordernden Momente des Schulalltags. Zum Beispiel: „Wie beruhige ich ein Kind, das völlig aus der Rolle fällt?“ oder „Wie führe ich ein angespanntes Gespräch mit Eltern souverän und professionell?“ Solche Situationen gehören zur Praxis – und doch werden sie im Studium kaum behandelt.
Ich wünsche mir mehr Praxisnähe: konkrete Strategien und Werkzeuge, die uns helfen, in schwierigen Situationen nicht nur zu reagieren, sondern souverän zu agieren. Denn Lehrperson zu sein bedeutet weit mehr, als nur Wissen zu vermitteln. Es geht darum, auch in unvorhergesehenen Momenten flexibel, einfühlsam und sicher zu handeln. Eine Ausbildung, die diesen Aspekt stärker berücksichtigt, würde uns nicht nur entlasten, sondern auch besser auf die Realität im Klassenzimmer vorbereiten. Sei es wie es ist, wenn uns die Pädagogische Hochschule diese Dinge nicht beibringt, dann lernen wir sie eben selbst – Schritt für Schritt, direkt in der Praxis.
Trotz allem geniesse ich es sehr, bereits jetzt als Lehrperson arbeiten zu dürfen. Es ist eine wertvolle Erfahrung, die mich täglich fordert und wachsen lässt. Für die Möglichkeit, schon während des Studiums praktische Einblicke zu bekommen, bin ich unglaublich dankbar.
Mein Tipp für euch: Sucht euch bereits während des Studiums eine Teilzeitstelle als Lehrperson. So sammelt ihr wertvolle Einblicke in den Beruf, gewinnt an Sicherheit und erleichtert euch den Einstieg nach dem Studium.