Klassenassistenz - ein Bericht
Ich bin seit September Klassenassistenz in einer 6. Klasse, wo ein Schüler die letzten Schuljahre äusserst auffällig war. Das Kind wurde aufgrund der Einschätzung der Eltern nicht auf soziale Auffälligkeiten geprüft, da sie ihrem Sohn diese Selbstzweifel nicht auferlegen wollten. Ausserdem wehren sie sich vehement gegen die Option einer Privatschule.
Auftritt: Klassenassistenz. Mein Job ist es, diesen Schüler eins zu eins zu betreuen. Er nimmt, wie alle anderen, am Unterricht teil, doch ich sorge dafür, dass er überhaupt etwas macht, Gruppenarbeiten nicht im Streit ausarten und im Sportunterricht kein anderes Kind verletzt wird. Ich muss ihn jeden Augenblick beobachten und dafür sorgen, dass die anderen Kinder überhaupt noch mit ihm zusammenarbeiten wollen/können.
Erst durch meine Arbeit dort wird mir bewusst, wie störend und nervenraubend solche Kinder (und teilweise Eltern) sein können. Denn bei ADHS-Kindern weiss man, dass sie z. B. Medikamente nehmen oder mehr Aufmerksamkeit bedürfen. Doch bei Kindern, deren soziale Anpassungsfähigkeit nicht allzu ausgebaut ist, wird es anstrengender. Wenn ich nicht in der Klasse bin, muss die Klassenlehrperson jene Gruppenarbeit mit diesem Schüler stetig «bemuttern». Sie muss beim Sport auf ihn achten, weil er ansonsten eine Gefahr für andere und auch dauernd betrügt.
Leider haben wir aufgrund des Lehrpersonalmangels auch Probleme mit Klassenassistenzen. Solche Personen wären äusserst hilfreich, um sich auch auf andere SuS konzentrieren zu können, statt «nur» auf die Problemfälle. Denn auch Heilpädagogen haben pro Schulklasse vier Lektionen, welche diese begleitet. Vielen ist nicht bewusst, warum meine Arbeit – obwohl ich nicht unterrichte – wichtig ist. Für die anderen Kinder bin ich jemand, den sie neben der Klassenlehrperson ebenfalls um Hilfe bitten können. Und für diesen Schüler jene Person, die dafür sorgt, dass er in der Klasse noch akzeptiert ist und sein Lerntempo beibehält.