Beruf und Studium – wie kriegt man alles unter einen Hut?
Eine Selbstreportage
Jonglieren – Gottseidank habe ich mir diese Kompetenz während dem Vorkurs aneignen können. Zwar lediglich im Fachbereich Sport und mit drei Säcklein, aber immerhin. Als mittlerweile «Überdreissiger» (aus Gründen des Persönlichkeitsschutz wird kein genaues Alter angegeben), steht man bekanntermassen mitten im Leben. Seit einigen Jahren ist man mehr oder weniger stolzer Besitzer eines eigenen Haushaltes und führt sein Leben in einigermassen geführten Bahnen. Beginnt man nun ein Studium, dann versteht sich von selbst, dass man den bereits erarbeiteten Lebensstandard so gut es geht erhalten möchte. Neben einem dreijährigen Vollzeitstudium keine einfache Angelegenheit. Wenn ich meine eigene Studienzeit bis zum heutigen Tag rekapituliere, dann fällt mir auf, dass sich 3-Phasen bilden.
Die erste Phase - Nabelschnur zur Vortätigkeit: Nach beinahe einer ganzen Dekade berufstätiger Karriere bei meinem alten Arbeitgeber sind zu Beginn meines Studiums die Kommunikationswege noch kurz und man ist quasi noch halbverwurzelt mit dem Team. Somit war es für mich logisch und auch sehr praktisch, dass ich mein erstes «Ferienjöbli» in meiner alten Firma absolvieren durfte. Keine Einlarbeitszeit, keine elende Kennenlernphase, einfach nur produktiv sein vom ersten Tag an. Dass ich mit meinem alten Salär entlöhnt wurde ist sicher auch kein Negativpunkt. Doch ich fühlte mich von Anfang an wieder wie vorher. Trotz der lediglich paar Wochen Arbeitszeit trug ich Entscheidungsverantwortung und war voll integriert.
Die zweite Phase - Studentenjobs: Dass ich nicht dauernd bei meinem alten Arbeitgeber nebenher weiterarbeiten kann war klar. Also musste ich mich neu umsehen um fündig zu werden. Zum Glück habe ich relativ schnell Lösungen gefunden. Um den besagten Lebensstandard nicht komplett zu versenken war mir klar, dass ich mit einem Studentenlohn nicht sehr weit komme. Meiner Genialität geschuldet kam ich auf die glorreiche Idee, dass mindestens ein zweiter Studentenjob her muss. So fand ich mich in Kürze freitags hinter einer Kasse eines schweizweit bekannten Supermarktriesen, mit einem orangefarbigen Grossbuchstaben im Logo und sonntags hinter dem Steuer eines Pizzalieferantenvehikel wieder. Beides Tätigkeiten, welche definitiv nicht zu generös entlöhnt werden. Aber immerhin tröpfelte wieder etwas rein. Im Gegensatz zu den vorherigen Jobs war ich bei diesen nahezu verantwortungslos. Man kam, machte sein Ding und ging wieder. Eine neue und interessante Erfahrung für mich. Was ich aber definitiv mitnehme aus dieser Phase: Meine absolute Hochachtung vor all den Leuten, welche die immerzu vollen Regale sicherstellen und uns bis zur späten Stunde in jedem Wetter die Pizza bis vor die Haustüre liefern.
Die dritte Phase - Learning by doing: Wie einige meiner Mitkommilitonen habe ich für mein letztes Studienjahr eine Arbeitsstelle als Lehrperson im Teilzeitpensum erhaschen können. Und damit ist die verantwortungslose Zeit für mich definitiv wieder vorbei. Aber grundsätzlich gibt es doch nichts besseres für einen PH-Studenten. Man sammelt täglich neue Erfahrungen, erhält Einblick in den vollumfänglichen Arbeitsalltag und wird schlussendlich auch noch entlöhnt. Und im Gegensatz zu den Studentenjobs kann man hier auch definitiv von Lohn sprechen und nicht nur von einem Batzen.
Auch in meinem bald beginnenden dritten Studienjahr bin ich noch immer am Jonglieren. Ab und zu ändern sich die Bälle, mal kommt einer dazu und ein andermal geht einer wieder weg. Ab und zu fällt einer runter, dann nimmt man ihn halt wieder auf und macht weiter. Was für uns alle gilt: Mit der richtigen Einstellung und dem Willen schafft man es, die Studienzeit durch zu jonglieren. Somit lautet mein Schlussplädoyer «dra bliibä – s chund scho guät» und ich wünsche euch ein wunderbares APF, schöne Semesterferien und frohes Schaffen.